Buchvorstellung: Maya, wenn die Liebe erwacht, aus Teil 2
In diesem Artikel stelle ich Ihnen eines meiner Literaturwerke vor. Lesen hier Sie einen kleinen Ausschnitt aus dem Roman.
Der Brief aus Afganistan
Peter las den Brief einige Male. Er konnte seine Augen nicht verschließen vor dem, was darin stand. So begann er seine Erinnerungen an die Zeit vor seinem Unfall zurückzurufen. Sein Vater war ein harter Mensch gewesen, der meistens keine Gefühle zeigte. Er war Waffenhändler gewesen und hatte keinen Platz und keine Zeit für Gefühle. Sein Geschäft musste funktionieren, ohne dass er daran dachte, dass die Waffen, die er verkaufte, Menschen töten und Familienleben zerstören würden.
Maya: Wenn die liebe erwacht, Teil 2
Er schob Waffen von einem Ort zum anderen, verdiente dabei viel Geld, und half mit seinen Waffen, dass viele unschuldige Menschen ihr Leben und ihr Hab und Gut verloren, Tausende ihr Land verließen und als Flüchtlinge und Heimatlose irgendwo in der Wüste lebten. Er hatte wohl viel mit seinem Vater gestritten, ihre Positionen waren zu verschieden. Dass er Opfer treffen könnte, daran hatte er nie auch nur einen Augenblick gedacht. Der Reichtum, in dem sie gelebt hatten, war ein Reichtum aus dem Blut der Opfer. Warum hatte er die Haltung seines Vaters damals nicht verstanden und nicht gewusst, oder nicht wissen wollen, welche Geschäfte er tätigte? Warum hatte er nie wirklich nach den Gründen für seine Härte und seine menschliche Kälte gefragt? Der Großvater war im Wald erschossen worden, das wusste er. Über den Täter und seine Motive wusste damals niemand etwas Genaues und mit den Jahren breitete sich der Mantel des Schweigens darüber. Jetzt, nach all den Jahren, hatte er es erfahren und aus welchen Gründen der Großvater auf der Jagd erschossen worden war. Sein Vater war gestorben, während er selbst im Koma lag. Seine Mutter hatte ihm erzählt, er sei aus Trauer gestorben. War es tatsächlich Trauer oder war auch er erschossen worden? Der Zweifel begann Peter zu erfassen. Hatte seine Mutter gewusst, was der Vater tat und welche Geschäfte er machte? Sie war eine so liebe Frau gewesen, Peter hielt es einfach für unmöglich, dass sie alles gewusst haben sollte. Oder hatte sein Vater David ihr etwas anderes erzählt? Er würde das nie mehr herausfinden können, denn beide waren seit Jahren tot. Peter war sehr bewegt und unruhig geworden. Seine Erinnerungen daran, wie er mit seinem Vater immer gestritten hatte, wurden wieder lebendig. Jetzt ahnte er auch, warum sein Vater Maya damals abgelehnt hatte. Er hatte sicher gewollt, dass Peter seine Geschäfte weiterführen sollte, und bestimmt wäre Maya ein Hindernis für diese Art von Geschäften gewesen. Peter war stark berührt und brauchte lange Minuten, bis er wieder zu sich fand und ruhiger wurde. Magda brachte ihm die Ordner in sein Büro und fragte ihn, ob sie Tee für sie beide aufgießen solle. Er sagte ja. Ein paar Minuten später kam Magda mit einem Tablett, auf dem ein Krug Tee und zwei Tassen standen. Auf deren Untertassen lagen zwei kleine Kekse. Sie sah, dass Peter durcheinander war, er hatte Tränen in den Augen und er hielt einen Brief in den Händen. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab, eilte zu ihm und fragte: „Was ist los mit dir, mein Schatz? Vorhin noch warst du so glücklich und zufrieden. Jetzt siehst du sehr traurig aus. Was ist los? Was ist das für ein Brief, wer hat ihn geschickt?“ Peter gab ihr wortlos den Brief. Magda las und schüttelte immer wieder den Kopf. Auch sie begann zu weinen und sagte: „Es ist unglaublich, dass der Kerl nach so vielen Jahren so viel Hass hatte und Rache haben wollte. Das ist nicht normal! Ich kann ihn aber verstehen. Er schreibt, dass er wegen des Verlusts seiner Familie sehr stark gelitten hat. Aber jetzt hat er dir vergeben. Meinem Vater ging es ähnlich, als er aus dem Irak zurückkam und die Zerstörung im Lande gesehen hatte. Er wollte Rache an allen, die das Land zerstört und viele von seinen Freunden und Kollegen getötet hatten. Wenn ich meinen Vater damals hörte, hatte ich das Gefühl, er würde sich Waffen besorgen und unbedingt kämpfen gehen. Mit der Zeit beruhigte er sich und trug die Traurigkeit stumm in seinem Herzen. Er konnte nicht mit anderen Menschen darüber reden, das machte ihn krank. Und mit den Jahren und der Wirkung der Medikamente vergaß er einen Teil seiner schrecklichen Erlebnisse und was er im Irak gesehen hatte. Mit dem Älterwerden verlor er dann einen Teil seines Erinnerungsvermögens, wie ich dir früher schon einmal erzählt habe.“ „Ich kann den Briefschreiber auch verstehen. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn man meine Familie so zerstörte. Ich denke, er ist ein guter Mensch, dieser Abdullah, und ich würde mich gerne mit ihm unterhalten. Er ist Arzt, wir können bestimmt eine gute Diskussion führen. Falls er sich meldet, bitte informiere mich. Ich habe keine Angst von ihm, ich glaube ihm und dass er jetzt Frieden wünscht. Ich kann ihm sicher helfen.“ Magda goss einen Tee ein, setzte sich neben Peter, schaute ihn liebevoll an und sagte: „Wir können leider nicht wissen, was in den Leuten vorgeht, die etwas Ähnliches erlebt haben. Mach dir keine zu großen Sorgen, es sieht so aus, als ob er dir vergeben hätte. Darf ich dir deine Tasse geben?“ „Ja, bitte. Es beruhigt mich, dass du neben mir bist und mich verstehst. Dein Vater hat bestimmt sehr stark gelitten. Ich würde mich freuen, mit ihm über seine Erlebnisse im Irak zu
reden, wenn das möglich wäre. Dann würde ich mehr von diesen Kriegsgeschichten verstehen und kann vielleicht anderen Menschen helfen.“ „Oh ja, meinst du das ernst? Wenn wir meinen Vater einmal besuchen, kannst du dich mit ihm unterhalten. An einige Ereignisse erinnert er sich, und er kann dir erzählen, was er alles gesehen und erlebt hat, was ihn bewegt, schmerzt und traurig macht.“ Ein guter Vorschlag, vielleicht können wir schon in den nächsten Tagen zu ihm gehen, noch bevor wir in die Schweiz reisen. Müssen wir uns für den Besuch anmelden?“ „Bei ihm nicht, aber bei der Heimverwaltung schon. Ich mache das, ich werde dort nachher anrufen und fragen, ob wir ihn in ein oder zwei Tagen besuchen können.“ „Ja, mach das bitte! Und nochmals vielen Dank für den Tee.“ „Gerne geschehen.“ Peter öffnete die Ordner, die sein Vater ihm hinterlassen hatte, und begann die Papiere eines nach dem anderen zu lesen. Er hatte das nach seinem Unfall nur einmal ganz kurz und oberflächlich getan. Er dachte, dass er vielleicht Abdullah sogar dankbar sein musste, dass er jetzt die Ordner öffnete und las, was sein Vater geschrieben und hinterlassen hatte. Er fand viele Rechnungen und Quittungen von Wareneinkäufen und -verkäufen, die Handelsgegenstände waren jedoch nicht klar definiert, auch nicht als Waffen. Was waren das für Produkte, fragte Peter sich und suchte weiter nach Hinweisen, die ihm diese Frage beantworten konnten. Schließlich fand er
einen Brief mit der Schrift seines Vaters, in dem er beschrieb, wie sein Vater, Peters Großvater, gestorben war. Daraus ging klar hervor, dass der Großvater durch einen Schuss im Wald ums Leben gekommen war und das dieser als Rache für seine Tätigkeit als Händler gelten musste. Der Großvater hatte viel Geld angehäuft und war durch seine Geschäfte sehr reich geworden. David hatte als Einzelkind alles geerbt und führte die Geschäfte seines Vaters weiter. David war noch tüchtiger und ein besserer Geschäftsmann und erhöhte das Familienvermögen beinahe um das Doppelte. Die Familie wohnte in einem Palast, hatte viele Ländereien, Firmen, Bediente und mehr. Das alles war durch die Geschäfte, die sein Vater getätigt hatte, finanziert worden. Allerdings hatte Peter bisher keine Spur von Waffenhandel gefunden, auch keine Überweisungsbestätigungen oder Hinweise darauf, woher die Überweisungen getätigt worden waren. Immer nur die Buchungsbestätigung der Beträge und das Total auf dem Konto. Erst am Ende des Ordners fand Peter noch einen kleinen Umschlag, adressiert an seinen Vater. Er öffnete ihn und nahm einen kleinen Papierfetzen heraus. Die Schrift war
nicht die seines Vaters. Es war eine Liste über gewünschte Waffen: Gewehre, Pistolen, kleine Granaten, Handgranaten, Kalaschnikows, Bomben und Geschütze sowie anderes Kriegsmaterial. Das war deutlich eine Bestellung, nur der Käufer und die Preise waren nicht zu eruieren. Das ist also der Beweis, sagte sich Peter, dass mein Vater mit Waffen gehandelt hat. Er war mitgenommen und wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Er hatte nie mit Waffen zu tun gehabt, und jetzt entdeckte er, dass er der Sohn eines Waffenhändlers war. Magda, die neben ihm saß, sah das angespannte Mienenspiel in Peters Gesicht und versuchte ihn durch ein Gespräch abzulenken. „Peter!“, rief sie plötzlich. „Was hast du noch für Briefe bekommen, ich habe dir heute Morgen einen ganzen Packen gebracht. Einer ist von Leila, hast du gesagt. Hast du ihn gelesen?“ „Nein, noch nicht. Danke, dass du mich erinnerst.“
Peter legte den Ordner beiseite und suchte nach dem Brief seiner Tochter. „Hier ist ihr Brief, ich lese ihn dir vor:
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