Soll der Islam öffentlich rechtlich anerkannt werden?

Leserbrief, Luzernerzeitung, 19.10.2019

Soll der Islam öffentlich rechtlich anerkannt werden?

Wieder wird ein falsches Bild des Islam verbreitet. Wieder wird er als Gewaltreligion dargestellt. Der Imam bestreitet die Vorwürfe – und es gibt keine Aufnahme der Predigt, um die Wahrheit zu erfahren. Man stellt sich die Frage: Warum dieser Aufruhr vor den Parlamentswahlen?

Seit Jahren verlangen die Muslime die öffentlich-rechtliche Anerkennung für den Islam. So könnte eine gute Kontrolle von dem, was in den Moscheen gesagt wird und passiert, stattfinden. Doch das Ansinnen blieb ohne Erfolg. Fast alle Moscheen leben von Spenden. Damit fehlt eine genaue Finanzkontrolle darüber, von wem das Geld kommt und welche Zwecke und Ziele die Spender verfolgen. Seit Jahren verlangen die Muslime, dass die Imame ihre Ausbildung in der Schweiz bekommen sollen. Dann würden sie die Kultur in der Schweiz kennen lernen und verstehen. Doch auch dieses Ansinnen blieb ohne Erfolg. Es wurden den Muslimen viele Steine im Weg gelegt. So bleibt den Moscheen nur die Wahl, Imame aus dem Ausland zu beschäftigen. Diese kennen meist die Schweiz nicht und verstehen ihre Tradition und ihr Wertsystem nicht.

Ich finde die Empfehlung, dass jede Predigt aufgenommen und die Aufnahme mindestens ein Jahr lang gespeichert wird, eine gute kurzfristige Lösung. Die Predigt soll auf Arabisch und Deutsch geschrieben und gehalten werden, damit keine Übersetzungsfehler oder Missverständnisse entstehen. Auch soll jeder Imam einen Kurs über die Schweiz, ihre Werte und Kultur erfolgreich absolvieren. Dies soll eine Voraussetzung für die Einstellung sein. Klar, die Schweizer Muslime stehen in der Pflicht. Nur können sie die umfangreiche Aufgaben nicht allein bewältigen, der Kanton und die Politik müssen auch Hand bieten, denn die Muslime hier stammen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Das Wichtigste bleibt, dass die öffentlich-rechtliche Anerkennung des Islam wieder diskutiert wird, damit die Moschee finanziell unabhängig von den Spenden wird.

Luzernerzeitung, 19.10.2019